Fakten-Check zur Idee der Piraten: Der Traum vom Fahren ohne Fahrkarte
Ob Monatskarte oder Kurzstrecke - wer Bus oder Bahn fahren will, braucht ein Ticket. Die Berliner Piratenpartei will das ändern. Die BVG ist nicht abgeneigt.
BERLIN taz | Einsteigen in den Bus, ohne dass sich an der vorderen Tür eine Schlange bildet, weil alle nach ihrem Fahrschein kramen müssen. S-Bahn fahren, ohne auf eine Kontrolle zu treffen, die daran zweifelt, dass das City-Ticket der Deutschen Bahn hier gültig ist. Keine Debatte über das Ob und den Preis von Sozialtickets. Alle dürfen Bus und Bahn benutzen, ohne dafür Fahrkarten kaufen zu müssen.
Diese Idee geistert alle paar Jahre wieder durch die Stadt: Man nehme den öffentlichen Nahverkehr, schaffe die Ticketpflicht samt Automaten und Kontrolleuren ab, spare dadurch eine Menge Geld ein und mache die Beförderung für den Beförderten kostenlos. Zuletzt brachte die FDP die Idee in die Diskussion - vor zwei Jahren, als die S-Bahn akut am Boden lag. Ein Pilotprojekt sollte es sein, einen Monat lang, danach auszuwerten.
Nun ist eine Partei ins Abgeordnetenhaus eingezogen, die die Forderung nicht nur als Pilotprojekt umsetzen will: Einen "fahrscheinlosen Nahverkehr" fordern die Piraten in ihrem Wahlprogramm. Von "kostenlos" wollen sie explizit nicht sprechen, denn schließlich, so die Argumentation, verursache der Nahverkehr nicht auf einmal keine Kosten mehr, nur weil man die Fahrscheine abschafft.
Berliner und Berlin-Touristen sollen nach der Idee der Piratenpartei für den öffentlichen Nahverkehr zahlen - mit einer Steuer. Wer nach Berlin pendelt, wer privat für einige Tage in der Stadt übernachtet oder in der Stadt wohnt, aber hier nicht gemeldet ist, käme ums Zahlen herum. Laut Susanne Böhler-Baedeker vom Wuppertal Institut sollte die Partei an diesem Punkt noch mal nachbessern: "Eine Stadt mit einer hohen Einpendlerrate braucht einen regionalen Ausgleich."
Ein alternatives Modell gibt es in Frankreich: Hier können Kommunen den "versement transport", eine Transportsteuer, erheben. Zahlen müssen die Unternehmen, die Höhe der Steuer ist abhängig von der Lohnsumme. Das könnte sich auch Andreas Baum von der Piratenpartei vorstellen. Ihr Konzept wollen die Piraten noch ausarbeiten - wenn die Fraktion nach der konstituierenden Sitzung des Abgeordnetenhauses nächste Woche Donnerstag ihre Arbeit aufnimmt.
"Schon jetzt wird eine ganze Menge an Zuschüssen gezahlt", begründet der Fraktionsvorsitzende Andreas Baum die Idee. Es gehe einfach darum, dass die Fahrgäste die Möglichkeit hätten, ohne direkt zahlen zu müssen, von A nach B zu kommen.
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zeigen sich durchaus aufgeschlossen. Über die Fahrkarten würden jährlich zwischen 500 und 550 Millionen Euro eingenommen, sagt Sprecherin Petra Reetz. "Wenn wir das woandersher bekommen, ist uns das egal." Unklar sei aber, wie der Vorschlag im Detail umgesetzt werden solle. Woher kommt das Geld? Wie geht man mit Touristen um? Was ist mit Menschen, die in Brandenburg leben, aber nach Berlin zur Arbeit pendeln?
Touristen zahlen City-Tax
Darüber hat man sich bei den Piraten schon Gedanken gemacht. Es sollen keine Kindergärten geschlossen oder sozialen Projekten die Mittel gekürzt werden, um den Nahverkehr zu finanzieren. Vielmehr wollen die Piraten eine Steuer erheben, zu zahlen von Berlinern und von Touristen, bei Letzteren in Form einer City-Tax. "Der Preis wird natürlich weit unter einem Monatsticket liegen", erklärt Baum. Pendler dürften gratis fahren. Ausgerechnet habe man aber noch nichts.
Auch die BVG kann nur mit einigen Zahlen aufwarten. Die Verkehrsbetriebe hätten bereits intern über das Thema diskutiert, nachdem die Piraten es im Wahlkampf vorgebracht hätten, sagt Reetz. BVG-Schätzungen zufolge kämen auf Steuerzahler je um die 130 Euro pro Jahr zu. Die Frage sei, wer genau dann diese Steuer zahlen beziehungsweise ob und wie sie gestaffelt werden solle. "Man kann diese Diskussion führen, muss aber auch fragen: Wie hoch ist die Steuerkraft des Landes?"
Heidi Tischmann, Verkehrsreferenten vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), sieht den Vorschlag der Piratenpartei kritischer. "Wir sind für Kostenwahrheit im Verkehr", sagt sie. Das heißt: Wer Kosten verursacht, soll sie auch tragen. Zwar sei das auch derzeit nicht der Fall, weil nicht nur die Nutzer der öffentlichen Nahverkehrs, sondern vor allem die Autofahrer längst nicht die Kosten für ihre Mobilität tragen. Doch eine Steuer für Bus und Bahn würde das Bild weiter verzerren.
Tischmann ist zudem skeptisch, ob signifikant weniger Autos auf den Straßen unterwegs wären. "Autofahrer sind ganz schwer aus ihren Autos herauszubekommen." Wissenschaftliche Untersuchungen würden zeigen, dass man den Verkehr einschränken müsse, um Autofahrer zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr zu bringen, mittels Parkraumbewirtschaftung zum Beispiel. Wer umsteige, habe sich vorher vor allem zu Fuß oder per Fahrrad durch die Stadt bewegt.
Nicht weniger Autos
Das zeigt auch das bundesweit einzige Beispiel, in dem eine Stadt den Versuch tatsächlich gewagt hat: Templin. Die 70 Kilometer nördlich von Berlin gelegene Kurstadt schaffte Ende der 90er Jahre Tickets in ihren Bussen ab. Untersuchungen zeigten, dass die Zahl der Fahrgäste daraufhin sprunghaft anstieg, die Zahl der Autos allerdings nicht merklich abnahm. Die Stadt hatte vor allem ihre Straßen im Zentrum von Autoverkehr entlasten wollen - dieses Ziel wurde nicht erreicht.
Allerdings machte der Versuch Templin bundesweit bekannt, Medien kamen, Touristen wurden aufmerksam. Die Zahl der Übernachtungsgäste stieg. Die fast 100.000 Euro für die wegfallenden Einnahmen erstattete die Stadtverwaltung nachträglich den Verkehrsbetrieben. Außerdem wurden die BürgerInnen einmal pro Jahr zu Spenden aufgefordert. Eine jährliche Abgabe für alle wurde diskutiert, es fehlte aber eine entsprechende Rechtsgrundlage. Der klamme Haushalt Templins setzte dem Projekt ein Ende: Mittlerweile ist die Fahrt nur noch für Touristen mit Kurkarte kostenlos.
BVG-Sprecherin Reetz vermutet, dass es auch in Berlin ohne Ticketpflicht mehr Fahrgäste geben würde. "Man bräuchte also mehr Fahrzeuge, die Kosten müsste man entsprechend hochrechnen." Wie viel Geld gespart werde, wenn Fahrkartenautomaten und Kontrollen abgebaut werden, ist Reetz zufolge unklar. Automaten seien ja eine einmalige Investition. "Das hat hier noch keiner ausgerechnet." Für Personal insgesamt geben die BVG pro Jahr etwa 500 Millionen Euro aus - von Fahrern über Ticketverkäufer bis zum Sicherheitspersonal. Reetz verweist darauf, dass Kontrolleure gleichzeitig für die Sicherheit zuständig seien. Sie berichtet von einen Feldversuch aus Seattle. Dort sei der Vandalismus in öffentlichen Verkehrsmitteln rasant angestiegen, nachdem diese für Fahrgäste kostenlos geworden waren.
"Man bräuchte auf alle Fälle eine Probephase", sagt Susanne Böhler-Baedeker von der Forschungsgruppe Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut. In so einer Phase lasse sich auch klären, ob es Probleme mit Vandalismus gebe. Die Voraussetzungen für ein entsprechendes Modell seien jedoch in Berlin gut: Die Anzahl der Haushalte mit Auto sei niedrig, die Akzeptanz im Vergleich zu anderen Städten daher vermutlich hoch. "Und bei so einer Maßnahme ist eine breite Akzeptanz ganz wichtig."
Andreas Baum von den Piraten verweist darauf, dass man aktuell gar nicht kalkulieren könne, wie viel der öffentliche Nahverkehr koste - es fehlten Informationen darüber, was der Nahverkehr eigentlich koste und was die Gegenleistung dafür sei. Baum bezieht sich damit auf den Vertrag zwischen Senat und S-Bahn, der unter Verschluss gehalten wird. Möglicherweise gebe es in diesem Leistungskatalog Stellen, an denen man sparen könne. Dann ließe sich der Nahverkehr auch ohne großartige Mehrkosten für mehr Fahrgäste ausbauen, so die Überlegung der Piraten. Vom Land erhalten die Verkehrsbetriebe rund 250 Millionen Euro jährlich. Diese Mittel fließen in Infrastruktur, Wagen und Loks.
Vorbild Kleinstadt
Tischmann kann sich vorstellen, dass das Modell vor allem in kleinen oder mittleren Städten funktionieren könnte, gerade wenn der öffentliche Nahverkehr nicht ausgelastet ist. Die Praxis gibt ihr recht: Eine der wenigen Orte weltweit, in denen der öffentliche Nahverkehr fahrscheinlos angeboten wird, ist die belgische Kleinstadt Hasselt. Busse nehmen die 75.000 Einwohner seit fast 15 Jahren kostenfrei mit.
Die Idee kam dem damaligen Bürgermeister angesichts der täglichen Autostaus in der Innenstadt. Busfahren müsse für die Menschen kostenlos werden, sagte er sich - und schritt zur Tat. Das Ergebnis: Die Fahrgastzahlen explodierten. Statt zwei Buslinien wurden innerhalb weniger Jahre fast 50 eingerichtet. Zehn Jahre nach der Einführung hatte sich die Zahl der Fahrgäste auf 35 Millionen jährlich vervierzehnfacht. Autos müssen inzwischen außerhalb geparkt werden. Mit dem Effekt, dass die Busse schneller durchs Zentrum kommen. Die Kosten von etwa 1 Millionen Euro jährlich trägt in Hasselt allerdings die Stadt.
Leserkommentare
Barmer
Gast
Nachdem in Wuppertal die Erhöhung der Grundsteuer für den Winterdienst angedroht wurde, kam mir die Idee diese doch für die Wuppertaler Schwebebahn durchzuführen. Stadtmarketing mässig müsste das der Stadt einiges positives bringen. Zumal man in Barmen die Stufe “C” lösen muß, wenn man nach Düsseldorf möchte. Ab Elberfeld gibt es das Ticket als Stufe B (gleiche Stadt). Dadurch verrottet Barmen bis Langerfeld (ebenfalls Wuppertal). Die Schwebebahn könnte man sehr einfach aus den VRR Verbund herausrechnen und durch P&R Parkplätze kann das teilweise refinanziert werden bzw durch höhere Grundsteuern. Die Lebensqualität wird steigen und mehr Touristen werden kommen. Der Touri aus D-Dorf würde nur Stufe B lösen und könnte trotzdem einmal die komplette Schwebebahn nutzen. Der VRR kann dan dürch das gesparte Schwebebahngeld die Busse in Wuppertal finanzieren.
Michael Klockmann
Gast
Nachfrage: Die genannte eine Million € sollen die kompletten Kosten für den Busverkehr in Hasselt sein? Wird da nicht ein Teil der Kosten anderweitig gedeckt? Denn 1 Mio. wäre, auf die 75.000 EinwohnerInnen umgelegt, ungeheuerlich geringe 1.11€ pro Monat. Ohne die Einbeziehung mittelbarer Ersparnisse an anderer Stelle kann das ja dann doch nicht ganz hinhauen, oder?
Michael Klockmann
Gast
Und, "ja, Frau Tischmann..." würde ich als Pirat antworten, "... wir sind auch für Kostenwahrheit im Verkehr und voll auf Ihrer Seite, wenn Sie meinen, wer Kosten verursacht, soll sie auch tragen."
Die Kostenwahrheit im Verkehr offenbart sich allerdings erst dann, wenn wir uns der Frage zuwenden, wie sie denn genau aussieht, diese Kostenwahrheit. Dazu wäre einmal zu beziffern und zu vergleichen, was einen Autofahrer sein Auto kostet, und zwar a) wenn er es einen Tag stehen läßt und b) wenn er ein paar Kilometer damit fährt. Die analoge Betrachtung stelle man dann für die BVG an. Was kommt dabei heraus? Der Löwenanteil der Kosten, also Abschreibung, Steuer und Versicherung fällt auch beim parkenden Auto an, sodaß Autofahren mit jedem gefahrenen Kilometer billiger wird. Um nicht Äpfel und Birnen zu vergleichen, müßte die Frage nach der Kostenwahrheit allerdings streng genommen lauten: Was kostet es mich (als Autofahrer) eigentlich, wenn ich jetzt noch jemanden mitnehme? Diese Frage, auf den öffentlichen Verkehr angewendet, offenbart erst die ganze - für Freunde der Einzeltarifierung bestürzende - Kostenwahrheit: Danach besteht die Dienstleistung der BVG für die Bevölkerung der Stadt nämlich nicht in einzelnen Fahrten, sondern in der Möglichkeit, jederzeit zu Fahren. Der heftigste Verstoß gegen die Kostenwahrheit des ÖPNV tritt demnach dann ein, wenn ein notorischer Autofahrer, der diese Möglichkeit 364 Tage im Jahr ungenutzt läßt, dann aber angeschickert aber geizigermaßen mit einem Einzelticket á 2.10€ von der Silvesterparty nach Hause fährt.
Nach der Kostenstruktur hält die BVG diesem sporadischen Kunden für einen Appel und ein Ei ein geschlagenes Jahr lang ihr komplettes Netz bereit. Vom mittelbaren Nutzen für den Autofahrer, daß die ganzen armen Schlucker überteuert BVG fahren anstatt mit ihren Rostlauben die Straßen zu verstopfen mal ganz zu schweigen. Ergo: Gerade die Kostenwahrheit öffentlicher Verkehrsträger schreit geradezu nach fahrscheinloser steuerfinanzierter Pauschalfinanzierung anstelle anachronistischerr Einzeltarifierung, bei der die Kosten der Tarifierung die Grenzkosten der damit bezahlten Fahrt selbst im Fernverkehr locker übertreffen.
NormalBürger
Gast
Huch, Frau Bergt, was ist passiert?
Sie haben sich ja mal mit den Themen der Piraten beschäftigt. Sehr erfreulich. Bitte weiter so...
KeinJubelPerser
Gast
Berlin ist nicht Hasselt und schon gar nicht Templin, aber Leute wie Baum, die erst vor ein paar Jahren aus der Provinz nach Berlin zogen, verstehen die Stadt eben noch nicht völlig.
Was mich sehr verwundert ist, daß die Piraten (Frauen gibt es da ja nicht viele.) eine Zwangsabgabe für alle Berliner_innen und auch für Touristen und Touristinnen einführen wollen. Das erinnert mich doch stark an die GEZ. Sind die Piraten nun plötzlich auch für die neue GEZ-Zwangsgebühr, die ab 2013 alle zahlen sollen, ob sie nun TV schauen oder nicht? Es scheint so.
Die SPD möchte ja gerne eine Kurtaxe für Touristen und Touristinnen einführen, so wie es die Piraten anstreben. Mal abgesehen davon, dass die Rechtslage sehr dünn ist, soll diese nur etwa 50 Millionen Euro einbringen. Ohne Abzug der Verwaltungskosten. Bei einer Höhe von etwa 2-3 Euro pro Übernachtung. Was für Hostels, die nur knapp über 10 Euro pro Nacht verlangen ein beachtlicher Beitrag darstellt.
Der ÖNPV in Berlin braucht aber weit über 1 Milliarde Euro pro Jahr. Auch wenn die S-Bahn Verträge nicht einsehbar sind, lässt sich doch leicht abschätzen, wieviel insgesamt benötigt wird.
Was mir nicht ganz klar ist: Die Piraten wollen den Subventionsanteil des ÖPNV seitens des Senats, der aus Steuereinnahmen finanziert wird, beibehalten? Dazu eine Kurtaxe und obendrauf noch eine Zwangsgebühr für alle Berliner_innen? Ob sie den ÖPNV brauchen oder nicht?
Rechnen wir einmal. Wir brauchen mindestens 1,2 Milliarden für BVG und S-Bahn. Ohne das Umland (Tarifbereich C und darüber hinaus) natürlich.
Die Einnahmen aus einer Kurtaxe sind zu vernachlässigen, es sei denn, den Piraten schwebt da 20 Euro pro Nacht vor.
Benötigt: 1.200.000.000
Kurtaxe: 50.000.000
Senatssubvention: 400.000.000
--------------
750.000.000 Rest
Nicht alle Berliner_innen sollen diese neue ÖPNV-Zwangsabgabe zahlen müssen. Kinder, ALG 1, ALG 2, Sozialgeldbezieher_innen und Niedrig-Rentner_innen sollen wegfallen, richtig?
Bleiben etwa 1,8 Millionen Berliner_innen übrig.
750.000.000 / 1.800.000 = 416.666666667 / 12 Monate = 34.722222222 €
Die Kosten eines Sozialtickets. Hört sich ja erst einmal nicht schlecht an. Aber hier fehlen einige Faktoren völlig. Was kostet die Verwaltung und Einziehung dieser Gebühr? Wie soll es technisch ablaufen? Was ist mit denen, die nicht zahlen werden? Wie die Krankenkassenzusatzgebühren. Kommt dann der Zoll zur Einziehung? Was kostet das wohl?
In Hasselt soll sich die Zahl der Fahrgäste vervierzehnfacht haben. Wer in Berlin mal im Berufsverkehr die U-Bahn nimmt, der weiß, daß es schon übervoll ist. Selbst 10% Steigerung kann die Bahn, trotz 2 Minutentakts nicht stemmen. Woher sollen also die Milliarden für neue Fahrzeuge, Fahrer_innen und Wartungseinrichtungen kommen?
Ich sehe es kommen: Der VBB betrachtet dann die von einer Zwangsgebühr gebeutelten als Melkkuh, die maßlos zur Kasse gebeten werden können, wenn Kostensteigerungen entstehen.
Und was ist mit jenen, die hier privat übernachten oder nicht gemeldet sind? Die fahren für umme und ich zahle das? Tolles Konzept. Nicht.
Die Piraten sollten sich mal schnell auf den Hosenboden setzten, Zeit haben sie ja genug, und ein Konzept erarbeiten, daß Hand und Fuß hat und nicht nur Wolkenkuckkucksträume zugezogener Studenten darstellt.
HamburgerX
Gast
Wie wäre es, wenn einige, die läppische, subventionierte 80 Euro pro Monat als unzumutbar ansehen (Auto kostet mit allen Kosten mind. 200 pro Monat), mal anfangen, in Ihre Karriere zu investieren, Schulschwänzer-Fehltritte aus der Vergangenheit durch zweiten Bildungsweg nachholen, Überstunden machen und und und.
Mit einem höheren Verdienst muss man sich auch nicht Gedanken machen, wie man den Nachbarn und andere Mitbürger per Wegelagerei abzockt, um das eigene schlechte Vorankommen zu subventionieren. Nein, damit meine ich nicht irgendwelche echten Sozialfälle, sondern gesunde, junge Menschen, die ihr Geld lieber verprassen als zu investieren (in sich oder in Sachwerte).
Von nichts kommt nichts!
Faltbrot
Gast
Also Pan`s Idee mit einer Maut für Autos um kostenlosen Nahverkehr zu finanzieren finde ich gar nicht so schlecht .Aber es müsste irgentwie so sein das die die mehr Auto fahren auch mehr bezahlen müssen.Also ich meine eine einmalige Bezahlung für ne
Mautplakette würde nicht so viel bringen für weniger Autos in der Stadt.Da,jeder der bezahlt hat denkt jetzt kann ich auch mit dem Pkw fahren wenn ich schon bezahlt habe.
Gnarv
Gast
...ausserdem sollte man berlin für pkw's sperren, dann stinkt die stadt vielleicht auch nicht mehr so bestialisch...
ralf
Gast
ich finde die idee der piraten grandios.genau für sowas sollte der staat doch dasein.um öffentliche toiletten aufzustellen,strassen zu sanieren oder eine gute schulbildung zu finanzieren und nicht um das volk zu erziehen.
ich ärgere mich jedesmal wenn ich mir in der u-bahn in hamburg ein ticktet kaufe.der preis hat keine rechtfertigung gegenüber dem nicht vorhandenen service.aber meistens kaufe ich mir keins sondern fahre einfach so mit.wie soll ich mir das auch leisten als harzler?
ich bin mir sicher das sich das irgendwie finanzieren lässt.mit dem berliner haushalt kenne ich mich nicht aus, aber in hamburg kann man auch mal ganz locker eine elbphilharmonie für ne halbe milliarde bauen,warum nicht mal soviel geld in etwas stecken was für alle nützlich wäre?ich wäre auch bereit 130 euro pro jahr dafür zu zahlen.das sind nichtmal 11 euro pro monat.in hamburg kostet ein tagesticket schon 9,60!!
ein monatsticket für 3 ringe ohne den großbereich hamburg kostet bei der hvv 79,50!!ich hoffe berlin macht den ersten schritt.
Citizen
Gast
Wenn das über Steuer finanziert wird, dann werden diese von Jahr zu Jahr erhöht, weil die BVG dann eine Melkkuh findet, die Qualität wird sinken und die Kosten für ALLE Bürger werden steigen.
Nein, danke, wer nutzt der soll zahlen, alles andere wäre Unfreiheit und Zwang, dabei dachte ich, dass die Piraten für mehr Bürgerechte und nicht mehr Steuern stehen.
aurorua
Gast
Erst einmal sollte man die exorbitanten Gehälter der BVG-Mitarbeiter im Vorstand, sowie der ersten und zweiten Leitungsebene drastisch kürzen.
Dann eine Abgabe an alle Arbeitgeber die Dank der BVG ihre Lohnsklaven angekarrt bekommen.
Schließlich noch eine Abgabe an Hotels, Gaststätten und Touristik Unternehmen die massiv am Tourismus der ja auch die Öffentlichen nutzt partizipieren.
So bekäme man schon genug zusammen um freie Fahrt für freie Bürger zu realisieren.
Norbert
Gast
Berlin ist so pleite wie Griechenland. Und geht genauso großzügig mit Steuergeldern um. Das Konzept der Piratenpartei ist sooo unausgereift, dass sie wirklich erstmal in Ruhe ein Konzept entwickeln sollten, bevor sie damit an die Öffentlichkeit gehen. Ursprünglich wollten sie kostenloses Fahren ja sogar mit den Knöllchen der Schwarzfahrer gegenfinanzieren. So kann man sich auch zur Lachnummer machen...
Generell ist der Ansatz aber durchaus sinnvoll. In Hasselt sparte man sich den teuren Straßenausbau. Bei 1Mio Kosten sind das pro Einwohner und Jahr aber gerade mal 13€!
yeasayer
Gast
Super Artikel, und das nicht nur deshalb, weil ich ihm zustimme, sondern weil er mal genau hinschaut und die Forderung ernstnimmt, statt nur alte Klischees wiederzukauen oder Witzchen über Studenten und ihre Wünsche zur reißen wie in anderen Zeitungen.
Wenn also so mehr Leute den ÖPNV benutzen würden als heute, heißt das doch nur, dass schon jetzt Leute gerne mobiler wären als sie es sind, es sich aber nicht leisten können. Die Tickets schrecken scheinbar von der Nutzung des ÖPNV ab. Das kann aber nicht der Sinn von ÖPNV sein. Mobilität ist Menschenrecht, und es ist nicht Aufgabe des Staates, Bürger von der Wahrnehmung eines Menschenrechts abzuschrecken.
Danke taz.
pan
Gast
Und wie wär's mit einer City-Maut für Autofahrer zur (teilweisen) Finanzierung? Immerhin verursacht der Autoverkehr ja auch "Co-Latealkosten" wie z. B. Feinstaubschäden oder Belastung des Gesundheitssytems (Unfälle, Smog).
Frank
Gast
Ich denke auch, dass die Vision der Piraten umsetzbar ist, wenn man denn will. Natürlich sind nun viele Fragen zu klären. Aber die Größenordnung, die die BVG nennt, klingt doch nahezu optimistier. 11 oder 12 Euro im Monat für jeden - was will man mehr?
Ted
Gast
Ich war schon von Anfang an für den fahrscheinlosen Nahverkehr und finde es noch immer eine gute Idee. Zu Mindest für Berliner und evtl. Brandenburger.
Je nach Finanzierbarkeit kann man auch die Überlegung anstellen, weiter Kontrolleure zu beschäftigen. Nur anstatt dass Tickets kontrolliert werden, werden "Freifahrtsscheine" oder Ausweise kontrolliert. Jeder Berliner (bzw. Brandenburger) bekommt einmal im Jahr diesen Freifahrtsschein zur Abholung im Amt.
Touristen müssten weiterhin Fahrscheine holen, was als Einnahme für die Betriebe bestehen bleibt. Oder eben eine Pauschalabgabe je nach Aufenthaltsdauer. Solange sie dann konstefrei fahren können, zahlen Touris die Abgabe bestimmt ohne zu meckern.
Um mehr Autofahrer in die Bahnen zu bringen ist ein weiterer Ansatz, die Straßeninfrastruktur (z.B. auch die A100-Erweiterung und Nichtausbau von Parkplätzen) nicht ständig zu verbessern. So bleiben die täglichen Staus und die Parkplatzsuche bestehen und manch einer könnte sich denken, doch mal auf Bus und Bahn umzusteigen. Dadurch werden wiederum Gelder frei, die ebenso in öffentliche Verkehrsmittel investiert werden können.
Hierzu müsste vorerst aber mal eine Kalkulation aufgestellt werden. Die Motivation und Möglichkeit dafür ist zur Zeit sehr gering. Voraussetzung dafür ist, dass alle Daten für die öffentliche Struktur (Straßen- und ÖPNV-Ausgaben und -Einnahmen) veröffentlich werden.
Eine Pauschale Abgabe für jeden Berliner finde ich nicht die beste Lösung. Zwar bin ich eher bereit für die Bahn zu zahlen, obwohl ich sie nicht nutze als für die GEZ. Viele Allwetterradler werden die Zusatzzahlungen aber wohl ablehnen. Deswegen kommt es darauf an, diese so gering wie möglich zu halten.
HamburgerX
Gast
Es ist doch völlig logisch, dass die Fahrgastzahlen steigen. Fahren (egal ob Auto oder Bahn) kostet Geld, wer zu Fuß geht oder radelt, spart also. Fahren ohne Fahrkarte heißt also mehr Wartezeiten, weniger Sitzplätze, mehr unangenehme Störer für alle. Fast alle Versuche sind gescheitert, aber Berlin kanns von mir aus gerne noch mal probieren. Die Kassen sind ja voll...
Moja Goja
Gast
Bei den im Artikel angegebenen Zahlen von 1 Mio. Euro auf 75000 Einwohner, sind dies gerade mal 13,33 Euro jährlich pro Einwohner, die von der Stadt Hasselt übernommen werden. Gut investiertes Geld wie ich finde! Sicher würden die Einwohner diesen Betrag auch über eine jährliche Abgabe selber leisten, wobei die eingesetzten Mittel logischerweise auch jetzt durch ihre Steuern geleistet werden. Warum sollte ein fahrscheinloser ÖNV nicht auch bei uns in der BRD umsetzbar sein?! Es wäre eine Bereicherung für unsere Gesellschaft, die so für viele Menschen wesentlich mehr Teilnahme ermöglichen würde. Leider scheitern derartige Projekte aber regelmässig an den gegebenen starren Strukturen, Gewinnstreben (welches gerade im ÖNV nicht funktioniert!) und Akteuren, die partout daran nicht rütteln wollen.
Toby
Gast
"Kostengerechtigkeit" gibt es jetzt schon nicht. Wer zahlt die Kosten des Klimawandels, des Lärms und der Abgase?
Gut. Das alles wird vielleicht nicht weniger, weil auch mit einer Gratis-BVG kein Autofahrer auf sein Auto verzichtet ohne dazu genötigt zu werden.
Aber warum soll man nicht das kleine Stück Gerechtigkeit schaffen, die zu entlasten, die NICHT zu Lärm, Abgasbelastung und Klimawandel beitragen?
Zumal: den Straßenbau finanziert auch jeder Busfahrer über seine Steuern mit. Der wird nämlich keineswegs aus der Kfz-Steuer finanziert, weil nämlich gilt "alle Steuern finanzieren alle Ausgaben".
Also her mit der BVG-Steuer! Wo muß ich unterschreiben?
Hajdy Do Bajdy
Gast
Macht Sinn für den Unterhalt und Ausbau einer Infrastruktur.
Hier könnte dann auch ein öffentliches Forum ausgebaut werden, wo die Bürger Mitwirken bei der Diskussion um den Ausbau der Infrastruktur. Also Stärkung der Demokratie usw.
Ist klar, dass die jetzige Lobby der Autofahrer ... :) Jedoch die USA zeigen, dass hinter dem Begriff des "Individuellen Verkehrs" nicht unbedingt auch Freiheit steht. Man kann hier verweisen auf die Arbeiten von Noam Chomsky. Es geht also auch um die Zukunft des Verkehrs im Allgemeinen, also auch um den Übergang der Wirtschaft von einer Produktion zur anderen, usw. In Hollywood-Filmen stellt man sich ja Zustände wie im 5 Element vor. Da ist ein freier Gebrauch von öffentlichem Nahverkehr weniger "abenteuerlich" :)
Kai Baumann
Gast
Hasselt macht es doch vor. Höhere Parkgebühren für Autos Kurzzeitparker, dafuer mehr Anwohnerparken. Ausserdem könnte man die Geschäfte/Hotels in der Innenstadt an den Kosten beteiligen.
Der WDR hat erst kuerzlich einen schoenen Beitrag zu Hasselt im Vergleich zu Dueren gebracht.
https://www.wdr.de/tv/aks/sendungsbeitraege/2011/kw42/1017/nahverkehr.jsp
Schnell anschauen, da der WDR den nur 6 Tage lang im Internet zeigen darf. Unsere Regierung sei dank!
Stephan Mirwalt
Gast
Man führt einfach eine Steuer für Autofahrer ein, mit dem der kostenlose öffentliche Nahverkehr finanziert wird.
Kontrolleur
Gast
Man könnte ja auch die Busse und Bahnen komplett automatisch fahren lassen. Dann braucht man auch keine Fahrer mehr die man bezahlen muss.